Schambeinverletzung, Schambeinentzündung, Symphysitis ossis pubis - Viele Synonyme für eine ungewöhnliche Erkrankung

Ratgeber zum Thema: Schambeinverletzung, Schambeinentzündung & Symphysitis ossis pubis

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Unterscheidung zwischen männlicher Schambeinentzündung und weiblicher Schambeinentzündung sowie deren Ursachen

weibliche Schambeinentzündung

Die Erkrankung der Schambeinentzündung – medizinisch auch osteitis ossis pubis genannt – ist in der Gynäkologie eine seltene, aber bekannte Erkrankung. Während der Schwangerschaft kommt es zu einer hormonell bedingten Lockerung der Schambeinfuge. Diese Lockerung wurde im letzten Drittel der Schwangerschaft sinnvoll von der Natur eingerichtet. Sie vergrößert den Geburtskanal und macht ihn elastischer, um so dem kindlichen Kopf das Eintreten in den Geburtskanal zu erleichtern. Das Köpfchen des Embryos muss an diesem Knochen-Vorsprung sozusagen um die Ecke biegen. Um diesen Vorgang zu erleichtern, hat die Natur der Frau Hormone mitgegeben, die das gesamte Beckengefüge weich und elastisch machen. Nur so kann einen Beckenbruch verhindert werden. Bei manchen Frauen ist jedoch genetisch die hyaline Knorpelscheibe – welche sich zwischen den Schambeinästen das Schambein bildet – mit Wasserblasen (sogenannten Vakuolen) ausgestattet.

schambeinentzuendung-frau

Im Falle einer Schwangerschaft und den einsetzenden weichmachenden Hormonen kann es zu einer überschießenden Reaktion kommen. Die kann begünstigt werden, wenn die Bauchmuskulatur vor der Schwangerschaft durch bestimmte Sportarten wie Laufen, Reiten oder Pilates stark trainiert wurde. In diesem Fall weiten sich erwähnte Wasserblasen und es kommt zu einer Instabilität genannten Knorpels, der letztendlich Schwerkräfte nicht mehr halten kann. Häufig spüren die Frauen dies als einen ziehenden Schmerz im Unterbauch – oft stechend am Schambein oder ausstrahlend in die Leistenregion. Die Folge: Das Gangbild wird unsicher, schwankend und breitbeinig, da die Stabilität im Becken nicht mehr gewährleistet ist. In diesem Fall ist den werdenden Müttern unbedingt anzuraten, nicht noch zusätzliche Gewichte – wie Einkaufstaschen, andere Kinder oder Ähnliches zu tragen – um die Elastizität dieser Struktur nicht zum Überdehnen oder sogar zum Reißen zu bringen.

männliche Schambeinentzündung

Die Schambeinentzündung beim Mann hingegen hat völlig andere Ursachen, da die hormonelle Komponente beim Mann kein Mechanismus der Schambeinlockerung oder gar Entzündung ist. Meistens betrifft diese Erkrankung junge sportliche Männer. Häufig sind diese Fußballspieler, Fechter, Läufer oder Tennisspieler. Anatomisch gesehen gibt es beim Mann keine offensichtliche Ursache dieser Erkrankung. Jedoch habe ich im Rahmen meines Praxisalltags festgestellt, dass ein ehemaliger Hodenhochstand im Säuglingsalter des Öfteren als Nebenbefund zu finden ist. Dies legt nahe, dass die Faszie der Hoden, der Nieren und die Durchtrittstelle unter dem Leistenband scheinbar einen Zug auslösen und die Leistenbänder somit vermehrten Zug auf die Schambeinäste ausüben, an denen diese Bänder ansetzten.

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Schaut man im MRT die entzündeten ödematösen Knochenanteile an, stellt man fest, dass es sich häufig um die Insertionsstellen der Leistenbänder im unteren 1/3 des Knochens (Schambein) handelt. Des Weiteren kann man im MRT den unter dem Bauchmuskel befindlichen m. pyramidales als gereizt an seinen Ansätzen oberhalb des Schambeines feststellen. Auch sind die Gelenkkapseln sowie der Bandapparat des Schambeins ödematös verschwollen. Die Folge: Es sticht und drückt bei jedem Schritt. Die Entstehung der männlichen Schambeinentzündung ist daher meiner Meinung nach sehr häufig in exzessivem Bauchmuskeltraining in der offenen Kette, zu harten Laufuntergründen (Kunstrasen, Asphalt) und in einer wenig gedehnten Grundsituation der beckennahen Muskulatur zu beobachten. Hier entsteht zu viel Druck durch die starke Bauchmuskulatur und zu feste Leistenbänder, welcher auf die wenig bewegliche Symphyse trifft.

Wenn dann dort faszial gesehen bereits Spannungsmuster aufgetreten sind, kann es zu einer Knochenentzündung kommen, die
immer wieder dann auftritt, sobald Belastung auf diese einwirkt. Nach einigen Wochen Pause regeneriert sich der Grundschmerz. Wird jedoch eine neue Trainingseinheit ausgeführt, kommt es in der folgenden Nacht nicht selten zu heftigsten Schmerzen oder – falls der Knochen durch die Entzündung aufgeweicht ist – zum gefürchteten secondary cleft sign. Letzteres stellt ein Haarriss im Schambeinknochen dar.

Bei einem secondary cleft sign hat der Patient dauernde Schmerzen, die sich zwischen brennen und intensivem Druck bewegen und jegliche Bewegung minimieren. Klinisch ist mir in meinen Behandlungen aufgefallen, dass die Adduktoren in der Regel nicht oder nur sehr selten betroffen sind – eher eine verringerte Muskelspannung aufweisen. Die Patienten geben bei genauer Untersuchung auch selten den Schmerz direkt in den Adduktoren, sondern vielmehr in den Ansätzen der Hüftbeuger an, welche tief unter den Adduktoren am Oberschenkel ansetzten.

Welche Untersuchungstechniken sind sinnvoll

Bei der schwangeren Frau ist es selbstverständlich, dass die einzige Diagnostik eine Ultraschalluntersuchung eines geübten Orthopäden sein kann, um das ungeborenen Kind keiner unnötigen Strahlung auszusetzen.

Alle anderen sollten mittels eines MRT´s günstigerweise mit Kontrastmitteldarstellung und der Fragestellung einer osteitis ossis pubis mit Ausschluss eines secondary cleft signs untersucht werden.

Anhand dieser Untersuchung ist zu ermitteln,

 

  • ob beide Schambeinäste betroffen sind,
  • ob ein Haarriss in einem Schambeinast entstanden ist
  • ob die Kapsel entzündet ist
  • ob die Kapsel geschwollen ist
  • ob das Schambein nicht achsengerecht im Sinne einer Blockierung oder einer Stufe steht
  • ob die Muskulatur Einrisse an den Ansätzen,
    • an den Knochen oder
    • im Muskelbauch aufweist
  • und ob die Sehnen-Muskulatur Struktur in diesem Gebiet gewisse Ausfederungen aufweist.

 

In der Regel finden sich an der Wirbelsäule und am Iliosacralgelenk keine Auffälligkeiten. Die Muskulatur ist normalerweise dem Trainingsstand entsprechend, jedoch weist sie häufig eine verringerte Elastizität im Sinne der Dehnung auf.

Therapiemöglichkeiten in der Medizin

Medizinisch verordnet der Orthopäde nach dem MRT in der Regel Sportkarenz über 4 – 6 Wochen, welche sich bei einem bestehenden secondary cleft sign auf 2-3 Monate ausweiten kann.

medikamentös

Gelegentlich wird Ibuprofen oder Voltaren verordnet über einen Zeitraum von 1-2 Wochen, um die Entzündung im Knochen zu reduzieren.
Manche Ärzte empfehlen eine Kortisoninjektion in bzw. an die entzündeten Strukturen. Wie Williams et al. im Jahr 2000 bereits in seiner Studie anmerkte, können Kortisoninjektionen in der ersten Spielsaison zu einer scheinbaren Ausheilung, aber in der darauffolgenden Saison häufig zu einer stressbedingten Fraktur des Schambeins führen.

physiotherapeutisch

Physiotherapeutisch wird in der Regel die Rückenmuskulatur auftrainiert und die Adduktoren entspannt und gedehnt, wodurch jedoch kein maßgeblicher Erfolg erzielt wird. So kann es in der Zeit der Sportkarenz zu 12- 18 Behandlungen ohne nennenswerten Erfolg kommen.

physikalische Medizin

Die physikalische Medizin setzt häufig die Stoßwelle ein, wodurch die Entzündung des Knochens nachweislich reduziert wird. Leider kann durch die Stoßwelle der Bauchmuskel nicht beeinflusst werden, wodurch ein Rückfall in 50 % der Fälle auftritt. Bei Frauen wird in und nach der Schwangerschaft eine Orthese verordnet. Hierbei hat sich meiner Meinung nach die don joy si belt als gute Orthese bewährt, da sie nicht so stark auf den schwangeren Bauch drückt, der Blase Platz zur Entfaltung lässt und beim Sitzen durch den einhändig zu bedienenden Flaschenzug die bestmögliche Stützung ermöglicht.

guertel-schambeinverletzung

Quelle: www.djoglobal.de

osteopathisch

Durch Osteopathie können verschiede fasziale Strukturen entspannt sowie der m. pyramidales, die Hüftbeuger und Streckmuskulatur adäquat behandelt werden. Es kann ossär an den einzelnen Beckenknochen detonisiert werden, das Leistenband entspannt werden, die Kapsel und Bandstrukturen entspannt und behandelt werden und je nach osteopathischer Befundlage behandelt werden.

Es kann zusätzlich zur Unterstützung nach vorheriger Blutuntersuchung Vit. D und K sowie Calcium verabreicht werden, um den Knochen nach der Entzündung zu stabilisieren.

Die Osteopathen unserer Praxis wurden von mir persönlich in ein Behandlungsprogramm eingeführt, mit dem sie weiblich und männliche Schambeinentzündungen adäquat behandeln können.

Prognosen einer Entzündung

In der Regel heilt eine weibliche Schambeinentzündung spätestens nach der Stillphase folgenlos aus. Man muss sich nur im Klaren darüber sein, dass sie bei einer weiteren Schwangerschaft wieder entstehen kann – sozusagen als überschießende Reaktion, um das Becken optimal für die Geburt vorzubereiten. Mit der verordneten Orthese und Entspannung der Bänder ist eine weitere Schwangerschaft und Geburt machbar, zumal man ein fantastisches Geschenk als Belohnung für die Anstrengungen erhält.

Die männliche Schambeinentzündung heilt meiner Erfahrung nach auch folgenlos aus, wenn der Sportler sich rasch in eine optimale Behandlung begibt und sein Dehnungsprogramm durchführt. Auch sollte er zukünftig harte Trainingsböden meiden und die Bauchmuskeln eher in der geschlossenen Kette trainieren, was für den gesamten Körper physiologischer ist.

Besteht die Schambeinentzündung schon länger, ist sie mit einem secondary cleft sign vergesellschaftet oder schon häufiger aufgetreten, so ist die Prognose eher verhalten zu sehen. Der Sportler benötigt eine deutlich längere Zeit, um wieder am Sportgeschehen teilnehmen zu können. Auch ist in diesem Fall über eine Änderung der Sportart nachzudenken, falls Kunstrasen oder Asphalt als Trainingsboden nicht vermeidbar ist.

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